Drew Millward

Drawing. That is about it.

Anfang 2005 wurde die Rock-Poster Szene auf ein junges Talent aufmerksam. Zwischen kopierten Photocollagen und Computerlayouts tauchten in der Internet-Gemeinde gigposters.com vermehrt, von Hand gezeichnete Konzert-Plakate mit einer interessanten und eindeutigen Handschrift auf. Bärtige Knopfaugenfiguren mit großen Köpfen, Roboter, Teddybären und gezeichnete Schriften türmten sich in kompakten und chaotischen Kompositionen auf den Plakaten und Flugblättern des frischen britischen Grafik-Künstlers und Illustrators Drew Millward.

Seitdem stieg sein Ansehen nicht nur unter den professionellen Augen der Gigposters-Community, auch die Entertainment- und Kunst-Welt nahm Drew Millwards Arbeiten vermehrt in Anspruch. Grund genug Drew mit ein paar Fragen für das Low zu löchern.

Sundae-Bloody-Sundae-Kopie

Drew Millward erblickte an einem kalten Februar-Morgen im Jahre 1981 in der englischen Industriestadt Coventry das Licht der Welt. Eine Beton-Stadt in den West Midlands. Im Alter von drei oder vier Jahren trennten sich seine Eltern und er zog mit seiner Mutter in das knapp 200 Kilometer entfernte Bolton in der Grafschaft Lancashire. »Kurz darauf traf meine Mutter meinen Stiefvater und ich bekam meine zwei Stiefbrüder. Eine bessere Familie kann man sich nicht vorstellen. Ich lebte dort, bis ich 18 Jahre alt war oder so…Es war ziemlich ereignislos«

Bevor Millward der Plakat-Künstler und Illustrator wurde, welcher er heute ist, galt es für ihn das Handwerk zu erlernen. Auf meine Frage hin, welche Ausbildungen er genoß, sagte er: »Während der Schule war ich immer schon an Kunst interessiert, auch in der Mittelschule und in der Abiturstufe habe ich mich weiterhin mit Kunst beschäftigt. Ich hatte einen großartigen Kunstlehrer, der eine große Hilfe war. Wenn Andy Smith nicht gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht nicht weiter gemacht oder ich hätte gar nicht das Interesse an Kunst. Ich hatte keine Ambitionen an eine Universität zu gehen, aber aus Gründen, welche mir nicht ganz klar sind, endete ich beim Kunststudium in Preston. Und von da aus ging ich nach Leeds, wo ich für drei Jahre Kunst studierte, obwohl ich darin nicht besonders gut war, um ehrlich zu sein. Ich wusste nicht wirklich, was ich tat, ich war nicht konzentriert, und im Großen und Ganzen war ich wohl einfach zu faul um das ordentlich weiterzuverfolgen.«

Things-In-Herds

Während seines Studiums in Leeds arbeitete Millward bei einer Studenten-Wohnungsvermittlung. Dort traf er einen Freund der sich um die Website für ein Fanzine (www.tastyfanzine.org.uk) kümmerte.
»Ich wurde gefragt, ob ich aushelfen und einige Poster für Shows machen wolle. Mit der Zeit machte ich immer mehr für das Fanzine und die Buchung der Shows, und ich machte auch immer mehr und mehr Poster für die Show.«
Von da an kamen vermehrt Anfragen und Aufträge. Millward weiter: »Am Anfang waren es nur Schwarz/weiß kopierte Poster, und irgendwie hat es sich von da aus gesteigert. Ich hatte niemals wirklich das Ziel, Poster für irgend etwas anderes als unsere Shows zu machen.«

Während seiner Zeit in der Schule und auf der Universität probierte er alles mögliche aus, außer das Zeichnen: »Es war die Herstellung der Poster für die Shows, was mich überhaupt erst zum Zeichnen brachte. Es mußte gemacht werden, und da ich und Luke (Drozd) als geeignet erachtet wurden, machten wir die Poster und Flyer um die Shows zu promoten.«

Seine Plakate und Kunstdrucke entstehen vornehmlich im Siebdruckverfahren. Viele Künstler auf diesem Gebiet drucken ihre Sachen selbst in ihrer eigenen kleinen Werkstatt oder Garage. Bis letzten Oktober vervielfältigte Millward seine Sachen hauptsächlich mit seinem Freund und Plakat-Künstler-Kollegen Nick Rhodes in Manchester. Seitdem nahm er das Drucken in eigene Hand: »Es hat Spaß gemacht, aber es war eine kostspielige und zeitaufwendige Angelegenheit immer nach Manchester zu fahren, wenn ich mal ein Poster drucken wollte. Jetzt nutze ich die West Yorkshire Druckwerkstatt, welche großartig ist. Es ist halbwegs in der Nähe und die Einrichtung ist ideal.«

Arab-Strap

Auch amerikanische Druckstudios wie Screwball Press oder Burlesque of North America vervielfältigten hin und wieder Drew Millward Werke:
»Viel von diesen Drucken wurden von Mitch von Postersandtoys.com arrangiert, welcher allgemein eine sehr große Hilfe war. Er hat meine Arbeit stark unterstützt und hat es mir natürlich ermöglicht, Dinge zu tun, die sonst nicht möglich gewesen wären.«

Wie entsteht eine Arbeit wollte ich von ihm wissen. Millward: »Zeichnen. Das war’s. Obwohl ich angefangen habe Photoshop für Layouts und Farbe zu nutzen, sehe ich es trotzdem nur als ein Werkzeug. Eigentlich benutze ich nur Photoshop Elements, und es ist nur dazu da, um die Arbeit und die Farbe zu bereinigen. Ich habe keine großen Ambitionen neue Software kennenzulernen. Ich nutze meine Zeit lieber, um zu Zeichnen.«

Rainbow

Millwards Affinifität zur Rock-Musik zeichnete sich bereits bei seiner Arbeit für das Tasty Fanzine ab. Seitdem entstanden viele Konzert-Plakate für eine ganze Reihe von bekannten und aufstrebenden Independent Bands, wie z.B. Nada Surf, The Melvins, Holly Golightly oder den Decemberists. Auch ihre CD- und Schallplattencover schmückten verschiedene Musiker vermehrt mit Drew Millwards Strichen. So zeigen sich im aktuellen CD-Booklet der nordenglischen Band Arctic Monkeys ein paar Arbeiten von ihm. Millward meinte dazu abschließend: »Um Weihnachten herum wurde ich gefragt, ob ich ein paar Elemente für ein kommendes Projekt der Arctic Monkeys zeichnen könnte. Es war ein sehr enger Zeitrahmen, aber ich habe es hinbekommen. Danach wurde es ein bißchen ruhig, daher habe ich angenommen, daß nichts damit passiert. Aber vor einigen Monaten bekam ich eine Druckvorlage des neuen Albumcovers, und einiges meiner Arbeit wurden von einigen Graffitikünstlern reinterpretiert … Es ist komisch, es ist das einzige Mal, das ich von einem Projekt entfernt wurde. Es war nicht gerade praktisch…aber es ist passiert, und es ist jetzt draußen. Ich kann nur hoffen, daß es zu mehr Arbeit führt.«

Text von Danny Winkler