Shag

Shag with a Twist

Es ist nichts neues und außergewöhnliches, wenn man behauptet, daß Entertainment und popkulturelles Amüsement schon seit je her die bildnerische Kunst beeinflusst hat. Herumgedreht ist es zwar seltener, aber auch nichts neues, wenn die Entertainmentwelt bei Malern abguckt. Im Falle des kalifornischen Malers Shag schließt sich der Kreis und zeigt die bewusste Abhängigkeit und Symbiose zwischen Pop-Kultur und gemalter Kunst.

Shags Bilder sind nicht nur von der Hollywood-Dekadenz vergangener Jahrzehnte beeinfußt, nein, jetzt beeinflussen seine Bilder sogar das Entertainment aus Gesang und Tanz. Auf Shags Kunst aufbauend, startet dieser Tage (Juli 2006) in Las Vegas (USA) sein erstes Musical: »Shag with a Twist«.

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Josh Agle, alias Shag (zusammengesetzt aus den beiden letzten Buchstaben seines Vornamens und den beiden ersten seines Nachnamens), triumphiert seit Mitte der 90er Jahre mit seinen retrostilisierten Gemälden aus leuchtenden Farben, scharfen Kanten und altmodischen Szenerien und hat inzwischen den Stand eines der erfolgreichsten Künstler der Pop-Malerei erreicht.

Ausstellungen mit seinen Bildern gingen bereits um den gesamten Erdball, von Japan über Europa bis ins berühmte Opernhaus von Sydney. Cocktailkleider in brillantem Violett, leuchtend orangene Hintergründe, Martini-Gläser, Tikis, Affen und adrett gekleidete Gentlemen bevölkern die »Paintings« des Kaliforniers.

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Shags grelle Farben findet man selten in der Natur unseres mitteleuropäischen Raums. Bewußt wird hier auf die Schein- und Glamourwelt Kaliforniens und Las Vegas‘ verwiesen. Nicht kritisierend; vielmehr beschäftigt sich Shag scheinbar spielerisch mit der sorglosen Spießigkeit der 50er und 60er Jahre und der Oberflächlichkeit Hollywoods, als die Frisuren noch hoch und Tupperware-Parties noch angesagt waren und wo Kitsch zur Mode wurde. Ein cartoonesquer Umgang mit dem Zeitgeschehen der damaligen Gesellschaft.

Das Musical „Shag with a Twist“, geschrieben von Shag und der Choreographin Cynthia Bradley, ist die Umsetzung seines Sujets auf der Bühne in Bild, Musik und Tanz. Auch hier wird bewußt auf Natürlichkeit verzichtet und man zelebriert ironisch die Künstlichkeit. Da sind die Frisuren aus farbigem Kunststoff und die Kulissen bemalte Kartonwände. Möglichst zweidimensional und unecht, ganz wie in seinen Gemälden.

Die Geschichte baut natürlich auf Trivialität und leichtem Spaß auf. Das Retro-Pärchen Eldon und Othal und ihre skurrilen Freunde schmeißen eine spaßige Tupperware-Party. Eingeladen sind z.B. Shimmy und Shake, siamesische Zwillinge, die an ihrem Haar zusammengewachsen sind, der ultra-glamouröse und immer mysteriöse Slinky und Coroner ohne dem eine Party keine Party wäre. Mit allerhand Glamour und Swing-Musik bekommt das kleine Amüsement eine schnelle und dramaturgische Wendung, als jemand zu Tode kommt. Ein Inspektor und sein kleiner Affe beginnen mit den Ermittlungen.

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»Shag with a Twist« verspricht psychedelischen und retrokulturellen Spaß in knalligen Farben. Co-Autorin Cynthia Bradley: »Unser Ziel war es, seine Werke zum Leben zu erwecken und sie in einer Live-Performence mit der Essenz aus Spaß und Kitsch, die in seinen Gemälden mitschwingt, einzufangen.« Das Musical läuft seit dem 13. Juli 2006 im Krave Theatre im Aladdin, Las Vegas. Wenn ihr zufällig demnächst dort rumkommt, werft doch mal einen Blick hinein in die ironische, kitschige und farbenfrohe Welt des Shag. 90 Minuten bunte Craziness mit einem Touch Glamour der alten Schule.

Danny Winkler