Ein kunstgeschichtlicher Einblick in die Welt der Maschinenmenschen
Vom mythologischen Bronze-Riesen bis zum portraitzeichnenden Automaten die Geschichte der Menschmaschine ist länger als man denkt. Die Idee, künstliche Intelligenz nach eigenem Vorbild zu erschaffen, ist bereits sehr alt. Aber erst die Künstler und die Wissenschaftler brachten den schöpferischen Gedanken auf den Punkt: Sie erschufen die Roboter.
Schwarze Rauchschwaden steigen aus den Schloten der Fabriken. Wolkenkratzer zeichnen sich vor dem Grau der Wolken ab kaum wahrzunehmen im Dunst des Molochs. Groß im Vordergrund steht ein blaßgrüner Metallmann, ein Roboter. Seine Form ist elegant und suggeriert Dynamik. Teile seines Körpers sind dem menschlichen Vorbild nachempfunden. Seine Arme und seine Hände sind filigran gearbeitet. Seine Finger zirkulieren um seine Brustwarzen. Es sind keine gewöhnlichen Brustwarzen es sind Kippschalter, kleine An-Aus-Hebel, die man von alten Technikgeräten kennt. Was sie steuern? Der Kopfaufbau des blaßgrünen Metallmannes läßt es vermuten einen Haushaltsmixer.
Ein gewöhnliches Ding, mit dem man Milchshakes machen würde. In diesem Fall ist er aber mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt und ein Gehirn schwimmt darin. Man könnte sich einbilden es sei sein Gehirn. Ein Roboter, angetrieben von einem menschlichen Gehirn mit all seinen Funktionen? Der blaßgrüne Automat scheint bereit und entschlossen zu sein, sich selbst zu zerstören. Er braucht bloß die Kippschalter umzulegen und der eingebaute Schaltkreis läßt das Rührwerk im Haushaltsmixer rotieren
Mit dieser Szenerie, die sich in dem digitalen Gemälde »A Dangerous Find« abspielt, nähert sich der Künstler Brian Despain auf humorvolle Weise einem vielschichtigen Thema. Es scheint, als benütze er das Abbild des Roboters als Synonym für ein Gefühl, als Werkzeug für das, was der Künstler ausdrücken möchte.
In der Kunst ist die Annäherung an das Motiv Roboter unterschiedlich. Einerseits gibt es Künstler, die am Roboter ein technologisches Interesse verfolgen und andererseits sind da die Künstler, die eher den romantischen Vorstellungen von Robotern verfallen sind. Sie sehen die Blechmänner als beseelte Maschinen mit Armen und Beinen. Beide Lager haben aber eines gemeinsam: Sie beschäftigen sich mehr oder weniger mit der Roboter-Philosophie und diese ist viel älter als die Roboter selbst.
Man kann bereits bei den alten Griechen anfangen, nach dem Ursprung der Roboter zu suchen. Allerdings müßte man sie dann auf ihr äußeres Material reduzieren und sie nur als Metallmenschen sehen. Schon weit mehr als eintausend Jahre vor unserer Zeitrechnung entstand die Geschichte vom göttlichen Schmied, dem griechischen Feuergott Hephaistos. Er schmiedete den bronzenen Riesen Talos, der von da an die Insel Kreta beschützen sollte. Wenn feindliche Schiffe landeten, erhitzte sich Talos so sehr bis er feuerrot glühte und umarmte dann die Eindringlinge bis sie verbrannten. Begreift man die Roboter aber in einem philosophischeren Sinn und denkt an den Drang der Menschheit, Dinge nach ihrem Ebenbild zu erschaffen, kann man an eine andere Geschichte der alten Griechen anknüpfen. Dort heißt es, der Titan Prometheus formte die Menschen aus Lehm. Er bestückte die Figuren mit tierischen Eigenschaften wie der Klugheit des Hundes. Die Athene, eine Freundin, gab ihnen den Verstand und die Vernunft. Das galt bei den alten Griechen als die Geburt der Menschheit.
Dieselbe Geschichte inspirierte übrigens viel später, in der Renaissance, den italienischen Maler Piero di Cosimo zu seiner Gemäldeserie zur Prometheus-Sage. In einem Gemälde zeigt er wie Prometheus als Bildhauer die menschliche Gestalt modelliert.
Aber gehen wir in der Zeit wieder zurück: Seit dem Mittelalter geistert eine jüdische Legende durch die Geschichte, die ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf, wenn man nach den Ursprüngen der Roboter sucht die Legende vom Golem. Ein Golem ist demnach ein aus Lehm geformtes Wesen in menschenähnlicher Gestalt. Es befolgt willenlos Befehle, ist aber nicht imstande zu sprechen.
Vermutlich inspirierten die Golem-Legende und die Prometheus-Sage die englische Schriftstellerin Mary Shelley. Sie schrieb im frühen 19. Jahrhundert den Roman »Frankenstein«. Darin geht es um den Wissenschaftler Viktor Frankenstein. Er baut einen künstlichen Menschen aus Leichenteilen. Er erweckt die Kreatur zum Leben, aber schon bald verliert er die Kontrolle über seine Schöpfung. Shelleys Roman war sicher einer der Grundsteine moderner Robotergeschichten, in denen die Beziehung des Menschen zu seiner selbst erschaffenen Kreatur moralisch hinterfragt wird.
Nach der großen Industrialisierung während des 19. Jahrhunderts gewannen verschiedene Metall-Rohstoffe immer mehr an Bedeutung. Diese technische Entwicklung ließ vermutlich die künstlichen Geschöpfe aus der Literatur bald nicht mehr aus Teilen toter Menschen oder Lehm bestehen, man fertigte sie ab jetzt aus Metall. 1927 wurde erstmals solch ein Metallmensch in bewegten Bildern gezeigt. In Fritz Langs Stummfilm »Metropolis« erfindet der Wissenschaftler Rotwang seine verstorbene Frau neu. Er baut sie als Maschinenmensch.
Josef Capek schöpfte den Begriff »robot« bereits 1921, fünf Jahre vor der Filmpremiere von »Metropolis«. Ob die tschechischen Autoren-Brüder Capek sich der späteren Verbreitung ihrer Wortschöpfung bewußt waren ist ungewiß. Josef erfand das Wort für das Science-Fiction-Theaterstück »R.U.R.« seines Bruders Karel Capek. »Robot« beschreibt darin menschenähnliche Maschinen, die von der Firma »Rossumovi Univerzální Roboti« (R.U.R.) hergestellt werden. Später wenden sich diese Roboter gegen ihre Erbauer, die Menschen. Das Wort »robot« entstammt dem slawischen »robota«. Es bedeutet soviel wie Arbeit oder Fronarbeit.
[notice class=“notice“]Dave Pressler: »Leute zu zeichnen fiel mir schon immer schwer. Mit Robotern umzugehen war da schon leichter. Es kann sehr viel Komik aus der Vorstellung erwachsen, daß man an Roboter die höchsten Erwartungen stellt, daß sie irgendwie besser sind als wir Menschen, nützliche Werkzeuge, geschaffen unser Leben zu verbessern. Selbst in der grafischen Wirklichkeit der Geschenkverpackungen, die sie umgeben, würde ich die Roboter darstellen, wie sie auf Wüstenplaneten umherlaufen und dabei ziellos Raketen abfeuern, oder wie sie eine Stadt angreifen und diejenigen umbringen, denen sie ihre Existenz verdanken. Die meisten meiner Lieblingsroboter haben ziemlich dümmliche Gesichter, besonders die aus den 50ern und 60ern. Je gröber und primitiver sie aussehen, desto mehr mag ich sie. Im Jahr 2002 hatte ich eine Ausstellung mit dem Titel »Cool and Stupid Robots«. Ich denke, der Titel lässt keine Fragen offen.«
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Bevor die bildende Kunst Notiz von der Roboter-Erfindung nahm, entwickelte die Literatur die Maschinenmenschen zum Mythos. Der damals recht neue Literaturzweig »Science Fiction« brachte einige Visionäre hervor. Ein gewisser John W. Campbell war ausgebildeter Naturwissenschaftler als er die Science-Fiction Zeitschrift »Astounding« übernahm. Das war Ende der dreißiger Jahre. Er forderte von seinen Autoren mehr wissenschaftliche Logik in ihren Geschichten. Einer von diesen Autoren war Isaac Asimov. Er war einer der ersten, dem es gelang seine Zukunftsgeschichten auf wissenschaftliche Logik aufzubauen. Asimov war als studierter Chemiker selbst Wissenschaftler. Seine Robotergeschichten waren wegweisend für die Entwicklung des Roboter-Mythos. Er definierte die Robotergesetze. Darin heißt es: »Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen«, zweitens: »Ein Roboter muß den Befehlen der Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz«, und drittens: »Ein Roboter muß seine eigene Existenz schützen, solange dieses nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.«
Die ersten gezeichneten und gemalten Roboter entstanden aus diesen Science-Fiction-Geschichten. Die Illustratoren entwickelten große Fantasie in den Zeiten, in denen selbst Telefone noch High-Tech bedeuteten. Zeichner wie Hans Waldemar Wessolowski oder Frank R. Paul malten in den zwanziger und dreißiger Jahren zahlreiche Roboter für die Titelblätter der Science-Fiction-Zeitschriften. Ihre dramatischen und plakativen Stile prägten das Genre und wurden später immer wieder aufgegriffen auf Spielzeugverpackungen, auf Filmplakaten und in Comicheften.
Die Roboter entwickelten sich in den Folgejahren in der Unterhaltungsbranche weiter. Sie hatten Auftritte in Kinofilmen, man stellte sie als Blechspielzeuge her und sie wurden vielfach für Science-Fiction-Comichefte gezeichnet. Die Unterhaltungsbranche verpaßte ihnen einfache Charakterzüge. In den Zukunftsvorstellungen der fünfziger und sechziger Jahre lebten die Roboter vermenschlicht in den Familien. Sie wurden zu Haushaltshilfen mit Putzwedel und Schürze wie in der Cartoon-Serie »The Jetsons«, und es gab freundlich lachende Spielzeugroboter. Die meisten Roboter erinnerten an den Menschen. Sie hatten Arme und sie hatten Beine und in ihrem Kopf gab es Augen und Mund. Abstrakter wurde es hingegen in der Kunstwelt.
Die Kunst in diesen Jahren wendete sich stark von Traditionen ab und drückte sich in vielen spektakulären Experimenten aus. Jackson Pollock entdeckte, daß man ohne Pinsel und ohne Berührung der Leinwand Bilder malen kann, die neuentwickelte Pop-Art erhob Alltagsgegenstände zu Kunstobjekten und der Schweizer Künstler Jean Tinguely baute aufwendige Maschinen, die ganz banale Dinge taten. 1959 schraubte er seine Malmaschine »Méta-Matic No6« zusammen. Sie ist so konstruiert, daß sie die chaotischen Bewegungen, die sie produziert, dazu benutzt, abstrakte Stiftzeichnungen auf ein eingespanntes Blatt Papier zu kritzeln.
[notice class=“notice“]Brian Despain: »Ich liebe Roboter und ebenso liebe ich es, Roboter zu malen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich das tue. Ich bemühe mich darum, Bilder zu schaffen, die den Betrachter in den künstlerischen Prozess einbeziehen. Ich tue das, indem ich Bilder erschaffe, die einen vollen Akkord anschlagen anstatt eines einzelnen Tons. Indem ich vertraute, breit gefächerte emotionale Situationen, wie Liebe, Verlust, Entdeckungen und Angst darstelle, gebe ich dem Betrachter eine grobe Richtung vor, jedoch überlasse ich es ihm, seinen eigenen Weg zu finden. Die Roboter ermöglichen es dem Betrachter, einfacher in diese Rolle zu schlüpfen. Ich denke, wenn ich »richtige« Leute in diesen Situationen agieren ließe, würde man völlig anders auf meine Bilder reagieren. Zum Beispiel würde ein Mensch, der Sekunden davon entfernt ist sich zugrunde zu richten, viel stärkere Reaktionen hervorrufen, als ein Roboter, selbst wenn dieser Roboter über ein Bewusstsein verfügt, ganz wie ein lebender Mensch. Indem ich Roboter darstelle, schaffe ich es, dass der Betrachter ein wenig länger auf mein Bild starrt, und sein Unterbewusstsein mehr von dessen emotionalen Gehalt aufsaugt. Außerdem verfügen wir als Menschen doch über ein immenses Einfühlungsvermögen. Wenn wir Zeugen einer Situation werden, in der ein anderer Mensch in einer Notlage ist, versinken wir doch im Mitleid. Das ist auch alles gut so, aber ich möchte einen Schritt weiter gehen. Ich möchte kein Mitgefühl hervorrufen, sondern ich möchte, dass diese Person sich wortwörtlich in die Lage des Anderen hineinversetzt. Wo das Bild eines Menschen aus der Distanz Mitgefühl hervorruft, versetzt dasselbe Bild wenn es einen Roboter zeigt, den Betrachter in die Lage, sich im wahrsten Sinne des Wortes in diesen hineinzuversetzen, in dem Sinne, daß Roboter jedermann verkörpern anstatt nur eine bestimmte Person.«[/notice]
Sie ist praktisch ein Roboter, der die Arbeit eines Künstlers übernimmt. Natürlich ist dieser Gedanke zynisch. Denn das »Schöpferische« an so einer Malmaschine ist rein mechanisch. Ähnliches versuchte auch die deutsche Künstlergruppe »Robotlab« im Jahre 2002, indem sie einen portraitzeichnenden Roboter baute. Mittels Kamerasensoren erfaßt er die Konturen und wichtige anatomische Merkmale des Modells und zeichnet sie in einfachen Linien auf das Papier. Kann eine Maschine die menschliche Kreativität nachahmen und somit die Entwicklungsstufe zum Künstler hinaufsteigen? Ist das eine Provokation die uns ein Paradox vor Augen führen soll, oder ist es einfach nur Wissenschaft und Forschung? Die technische Entwicklung von Robotern schlägt oft ins Spielerische um und ist eine Gratwanderung zwischen Kunst und reiner Wissenschaft. Dabei gilt es, die Sinne und Mechanismen des menschlichen Körpers technisch nachzuempfinden.
In den 1960er Jahren experimentierte der Künstler Nam June Paik mit Farbfernsehgeräten. Er versuchte das Fernsehbild elektronisch zu manipulieren. Er sagte: »Das Fernsehen hat uns ein Leben lang attackiert, jetzt schlagen wir zurück!« Paik gilt seitdem als der Begründer der Videokunst. Während der Beschäftigung mit diesen Fernsehgeräten baute Paik den Urgroßvater seiner späteren »Family of Robot«. Die Körper dieser Skulpturen bestehen aus alten Fernsehgeräten, Bildröhren und Radiogehäusen.
Die »Family of Robot« stellte Paik im Jahre 1986 erstmals der Öffentlichkeit vor. Die Familie wurde später erweitert. Es gibt die Großmutter und den Onkel und die Tante und die Mutter und er baute den Vater und das »Hi-Tech Baby«. Nach Paik gab es einige Künstler, die Roboter aus wissenschaftlicher Betrachtung in ihrer Arbeit thematisiert haben. Der Amerikaner Chico MacMurtrie zum Beispiel.
Er gründete 1994 »Amorphic Robot Works«. Die Gruppe besteht aus Technikern, Ingenieuren und Künstlern. Sie baut funktionsfähige Roboter, die aber fern von einem wirtschaftlichen Nutzen sind. So entstand der »Tumbling Man«, der Purzelbäume schlagen kann, oder der affenartige Roboter namens »Super Dog Monkey«.
Die Roboter-Romantiker unter den Künstlern haben eine andere Herangehensweise an ihr Motiv. Mit Nostalgie und Humor werden zum Beispiel im Pop-Surrealismus Welten erschaffen, die in ihrer Anmut an die Illustrationen der alten Science-Fiction-Hefte erinnern. Das Interesse liegt hierbei sicher am aus heutiger Sicht primitiven Design der Blechkameraden, das den Charme alter Zeiten versprüht und dieselbe Faszination ausübt wie ein altes Automobil oder ein Röhrenradio aus den Fünfzigern. Im Pop-Surrealismus hat der Roboter einen Status als Pop-Ikone und Kultur-Symbol erreicht. Die Technik spielt dort weniger eine Rolle.
Große bunte Roboter bevölkern die Bilder des amerikanischen Malers Eric Joyner. Sie stammen eher aus den Spielzeugkisten der Kinderzimmer als aus wissenschaftlichen Forschungslabors. Seine Gemälde wirken wie Erinnerungen an die Zukunftsvisionen der 1950er und 1960er Jahre. Die Roboter die ihm für seine Arbeiten Modell zu stehen scheinen, sehen aus wie alte Blechspielzeuge aus Japan und den USA. »Ich denke, die Roboter sind wie die Zukunft. Ich mag es auch wie sie aussehen«, erklärt Eric Joyner seine Liebe zu den Robotern. »Sie sind einfach großartig, weil ich sie wie Spiegel benutzen kann, um den Leuten vor Augen zu führen, wie seltsam, lustig und interessant sie selbst sind. Vielleicht denken sie ja auch über sich selbst nach und bessern sich in irgendeiner Weise.«
Das Motiv »Roboter« wirkt auch heute weder abgegriffen noch langweilig. Der Roboter als Symbol der Zukunft wird immer wieder neu erfunden werden und er wird weiterhin als Projektionsfläche menschlicher Sehnsüchte und Ideen benötigt, ganz gleich ob gemalt in Öl oder gebaut aus Metallteilen.
Aber nicht nur in der Kunst werden die Menschmaschinen instrumentalisiert, auch die Roboter in der Industrie dienen dem Menschen als Werkzeuge. Dort aber weniger sensibel. Diese haben nicht die Aufgabe menschliche Gefühle zu vermitteln. Sie produzieren. Roboter sind also Knechte, in der Kunst wie auch in der Industrie. Sicher helfen sie uns unsere Ideen zu verwirklichen. Wir benutzen sie nach unseren Bedürfnissen. Wahrscheinlich dürfen wir das wir haben sie schließlich erfunden.
Was sagt das über uns aus? Die einfachste Antwort wäre wohl, daß wir genug Intelligenz besitzen und die Krone der Schöpfung sind. Es scheint sogar, daß wir uns selbst als Schöpfer auf den göttlichen Thron heben. Wir sind wie Viktor Frankenstein, wir sind der moderne Prometheus. Wir sind endlich fähig, selbst »Wesen« zu erschaffen, die fast selbständig unsere Arbeit verrichten können. Wir haben unsere eigenen Golems.
Früher brauchten wir sie nicht selbst bauen es gab ja die Sklaverei. Heute muß man keinen Menschen mehr zur Arbeit zwingen. Die machen jetzt die Roboter. Eine paradoxe und eingleisige Vorstellung. Sollen uns die Roboter also ein besseres Gewissen verschaffen?
Es bleibt fraglich, ob die Erfindung der Roboter uns zu besseren Menschen gemacht hat. Natürlich wird der Mensch nicht nur dazu getrieben, Roboter für sich einzusetzen um seine Mitmenschen zu schonen. Mehr Sinn macht der Gedanke, daß der Mensch durch Machtgier dazu getrieben wird Roboter zu benutzen. Zumindest ist das in der Industrie nachvollziehbarer. Keine Menschen mehr für die Arbeit einzusetzen bedeutet, sich nicht mehr um den Erhalt der Existenz des Menschen kümmern zu müssen.
Die Verantwortung für die Gesundheit und die soziale Pflege bedarf sicher mehr Aufwand als eine Maschine instandzuhalten. Vor allem ist das sicher ein finanzieller Vorteil. Mehr Geld, mehr Macht? Der Mensch verliert sich mit zunehmendem Fortschritt selbst aus dem Auge. Die Kraft die jeder einzelne Mensch hat, scheint immer mehr unterschätzt. Stattdessen werden technische Nachbauten menschlicher Fähigkeiten gefördert.
Die Automatisierung der Erde stellt die Perfektion der Natur in Frage. Kann man durch künstliches Nachahmen der Natur erfolgreicher sein als die Natur selbst? Scheinbare Fehler, die die Natur macht, bügelt sie selbst wieder aus. Begreift man die Technisierung, die der Mensch betreibt auch als von der Natur vorgesehen, wird dann auch dieser Fehler »ausgebügelt«?
Das führt uns wieder zurück zu den Science-Fiction-Geschichten, die oftmals so enden, daß die Maschinenmenschen sich gegen ihre Erbauer auflehnen. Die Automaten rebellieren und die Menschen besinnen sich ihrer eigenen Kraft und ihrer menschlichen Fähigkeiten und sie besiegen ihre Erfindungen selbst, oft durch den sozialen Zusammenhalt. Sicher soll nicht sofort jedes technische Gerät verteufelt werden und sicher wird sich nicht jeder MP3-Player oder jeder Toaster gegen uns auflehnen. Aber ein gesundes Maß an Technik an wirklich sinnvoller Technik stünde der Menschheit ganz gut.
Danny Winkler