Natur und Technik. Diese zwei Dinge in einer Illustration zu vereinen, gefällt ihm. Diese Verbindung findet er aussergewöhnlich, surreal und märchenhaft. Der Illustrator Robert Richter im Interview.
Wer bist du?
Meine Name ist Robert Richter, 85 ‚er Baujahr und liebe Stift und Papier!
Woher kommst du?
Ursprünglich komme ich aus Görlitz, der östlichsten Grenzstadt zu Polen.
Was hast du dort so gemacht?
In Görlitz und Umgebung wilderte ich viel durch die Gegend und erkundete das Ostsächsische Mekka.
Die Kunstbegeisterung fing schon sehr zeitig an und so experimentierte ich viel mit der Dose und begeisterte mich schnell für Graffiti, Streetart und natürlich für die Malerei.
Wo bist du jetzt?
Seid ungefähr 12 Jahren verweile ich nun in Dresden und verbringe hier meine Zeit.
Was machst du da?
Ich bin hier als freiberuflicher Illustrator tätig und arbeite an unterschiedlichen Projekten. Magazinillustrationen, Gigposter, Walldesign und viele andere spannende Projekte stehen an der Tagesordnung. Aber auch Ausstellungen und individuelle Labelanfragen wie z.B. die iriedaily Shirt Collection 2014 erweitern regelmäßig den Horizont und es wird in diesem Bereich nie langweilig.
Wie ist dein Ausbildungsweg?
Nach meinem Schulabschluss absolvierte ich eine zweijährige Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assisten (Fachrichtung Grafik) am ESB Mediencollege Dresden. Anschließend arbeitete ich ca. 10 Jahre in diversen Werbeagenturen als Mediengestalter und Grafikdesigner und betreute Kunden aus der Industrie- und Foodbranche wie z.B. Bosch und Airbus.
Was interessiert dich außerhalb der Illustration und deiner Arbeit?
Im Sommer verbringe ich draußen sehr viel Zeit der ideale Ort für neue Ideen. ich bin mit Freunden unterwegs, fahre gerne in den Urlaub und erkunde die Welt. Musik wird bei mir ganz groß geschrieben und ich habe ein kleines Faible für Astro und Geschichte.
Wie würdest du dich selbst beschreiben, eher als Illustrator oder als Künstler?
Im heutigen Zeitalter ist es schwierig das noch auseinander zu halten. Der Markt ist groß und es findet hier und da ein Überangebot statt. Doch ist für mich jeder kreativ, der in irgendeiner Form mit Farbe oder Gegenständen etwas erschafft, was mitreißt und Hand und Fuß hat. Die gelungene Komposition aus Idee und Umsetzung ist eine künstlerische Meisterleistung und so hat in meinen Augen jeder, der es dazu bringt eine kreative Ader.
Und um die Frage zu beantworten ich würde mich neben dem Illustrator auch als Künstler bezeichnen.
Wie wichtig sind andere Kunstformen und Ausdrucksweisen in deinem Leben? ( Musik, geschriebenes, usw…)
Diese Kanäle sind meiner Meinung nach sehr wichtig. Ich arbeite so gut wie nie ohne Musik. Nicht nur das Genre spielt dabei immer eine große Rolle, es ist dann eher der musikalische Antrieb, der mir den Flow und die Kraft gibt etwas neues zu starten. Bei jeder Gelegenheit wo Musik läuft und das vielleicht sogar noch in einer tollen Umgebung statt findet, lass ich mich einfach treiben und probier dabei neuen Input zu erlangen. Ich denke aber, dass sich dieser eher unbewusst ein- schleicht. Ja und auch Geschriebenes bringt mich hin und wieder auf neue Gedanken und Ideen.
Wie muß man es sich vorstellen, wenn du an einem neuen Motiv arbeitest? Kommen dir die Ideen beim Zeichnen, oder eher unterwegs. Kann es auch schon mal passieren, daß du des nachts aufwachst und dir eine Idee notieren mußt?
Die Ideen kommen mir auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Ich habe sehr oft einen Geistesblitz wenn ich im Bett liege. Die Müdigkeit hindert mich oft daran, den Weg zum Notizblock zu gehen, aber meistens ring ich mich dann doch durch. Hin und wieder kommen mir auch Ideen in der Straßenbahn, im Park oder auf Partys beim Tanzen. Aber ich zeichne auch gerne einfach mal drauf los und probier was neues aus, ohne Plan im Kopf!
Wie und mit welchen Materialien arbeitest du? Benutzt du Computerprogramme?
Zur Zeit gestalte ich vorrangig digital mit dem Grafiktablett meine Illustrationen. Freie Artworks arbeite ich auch gerne mit Acrylfarben und anderen Mischtechniken aus. Sehr gerne arbeite ich auf Holz und anderen außergewöhnlichen Materialien und Gegenständen.
Du vermischt sehr oft Tiere mit Technischen Dingen. Warum?
Als ich meine ersten Illustrationen in diesem Stil zu Papier brachte, wollte ich einfach nur mit diesen zwei völlig unterschiedlichen Welten spielen. Ich fand die Kombination aus Natur und Technik sehr außergewöhnlich, surreal und irgendwie märchenhaft. Die Ideen waren in diesem Bereich unbegrenzt. Doch Stück für Stück entdeckte ich auch eine wichtige Botschaft darin und erarbeitete einige der Werke mit einem gesellschaftskritischen Background. Hin und wieder reizte ich es immer wieder gerne aus, mit offensichtlichen Szenen im Motiv den Betrachter anzustoßen und zum nachdenken anzuregen. In vielen meiner Motive kommunizierte ich die Grundaussage »die Natur hole sich eines Tages alles wieder zurück, was der Mensch ihr genommen hat«. Aber nicht nur gesellschaftskritische Illustrationen füllen das Portfolio. Gerne gestalte ich auch einfach nur witzige und skurrile Arbeiten, welche wiederum zum Lachen animieren und somit das komplette Gegenteil von der vorhergehenden Lösung bewirken. Es ist also eine gesunde Mischung aus beiden.
Warum findet man auf deinen Bildern immer wieder Nachteulen und andere Tiere, aber selten Menschen?
Mein Fokus lag in den letzten Jahren mehr auf den Tieren, da ich mich einfach mehr für die Natur interessiere als für den Menschen. Ich wollte mich damit auch ein wenig von der Masse abheben, es gibt sehr viele Illustratoren und Künstler die Menschen und Character zeichnen. Sicher kommt noch die Zeit wo ich mich auch mehr mit Personen in meinen Arbeiten beschäftige.
Gemeinsam mit den Titeln deiner Illustrationen sind diese immer mit einem leichten Witz durchzogen, der einen auch sofort mit einem Augenzwinkern das Motiv erklärt – zum Beispiel Molotow COPtail – wie wichtig ist das für Dich? Wie wichtig ist es für Dich, dass andere menschen deine Ideen verstehen?
Ich mag es, wenn die Leute meine Motive betrachten und die Message schnell verstanden wird, ob mit Witz oder Kritik gespickt ganz egal. Ich finde es nicht unbedingt wichtig oder sonderlich schlimm, wenn Leute meine Arbeiten nicht begreifen. Aber ich denke, dass sie meistens schon sehr offensichtlich sind.
Nimmst du jede Auftragsarbeit an?
Jede Auftragsarbeit nehme ich nicht an, nicht immer passt es stilistisch bzw. thematisch.
Hast du einen »Traumklienten«?
Ich bin der Meinung das sich wirkliche Traumklienten erst während eines Jobs herauskristallisieren. Aber wenn ich ehrlich bin würde ich gerne mal mit Adidas zusammen arbeiten.
Wohin treibt es dich noch im weiteren Leben?
Momentan fühle ich mich in Dresden sehr wohl und habe nicht vor weg zu gehen. Wenn mal die Gelegenheit kommen sollte, könnte ich mir durchaus vorstellen mich in der dunklen und kalten Jahreszeit in den Süden zu verkriechen.
Gibt es irgendetwas, dass du dich selbst fragen willst?
Ob es irgendwann mal Laserstifte geben wird 🙂
Interview: Mario Damian