DAVE

DAVE ist ein Aktionskünstler aus Dublin. Er macht mit seinen Bildern im öffentlichen urbanen Raum auf die Bedrohung der irischen Tierwelt aufmerksam. Sabine Peiseler führte ein Interview mit ihm.

Wer bist Du und was machst Du? Bitte stell Dich kurz vor.

Ich bin Dave. Ich weiß nicht genau, was ich sonst sagen soll. Ich bin Ire und habe für einen Abschluss in Kunst und Design am GMIT (Galway-Mayo Institute of Technology) studiert, einem Institut das sich im Westen Irlands befindet.

Ich habe ein Postgraduierten-Diplom in kommunaler Kunsterziehung und ich habe einen Master in Öffentlicher Anwaltschaft und Aktivismus. Ich bin mir nicht sicher, was ich sonst noch sagen soll. Ich rede über mich selbst eigentlich nicht so viel und ich schreibe auch so gut wie nie etwas über mich. Ich habe einen Bart und ich arbeite in einer Agentur für Obdachlose in Dublin.

badger

Wie kam Dir die Idee zu diesem Projekt?

Ich war zwei Jahre von zu Hause weg. Als ich zurückkam, musste ich ein paar Monate bei meiner Mutter wohnen. Sie lebt in einer Satellitenstadt außerhalb Dublins. Als ich klein war, gab es in dieser Gegend viele Felder und es war ganz normal, wildlebende Tiere zu sehen. Aber nach meiner Rückkehr fiel mir auf, dass die Stadt in ihrer Größe explodiert war und noch schlimmer, es gab noch viele unfertige Wohnsiedlungen – das, was wir heute Geisterstädte nennen.

Ich wollte meine Kunst umsonst weggeben, weil ich finde, dass Natur etwas ist, das für jeden gratis zur Verfügung stehen sollte. Ich wollte einen Kommentar abgeben, wie der ökonomische Boom uns alle irgendwie gierig gemacht hat. Diese Gier hat dazu geführt, dass viele Leute Grundstücke gekauft oder in diese investiert haben, womit so viele Lebensräume zerstört wurden. Ich habe beschlossen, meine Bilder an öffentlichen Plätzen aufzuhängen, weil dort der Immobilienboom riesig war und jetzt Häuser zugenagelt werden und es noch weniger Grünflächen gibt.

Ich mag die Idee anonym zu bleiben und dass das Publikum meine Kunst mitnimmt. Als Absolvent eines Kunst- und Designstudiums gab es da die Erwartungshaltung, dass ich Ausstellungen geben und meine Arbeiten verkaufen sollte. Ich war nicht gut darin, hatte ein paar Ausstellungen und habe es gehasst. Bei diesem Projekt bekommt die Öffentlichkeit meine Arbeiten zu sehen, und ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob sie sie mögen oder nicht.

BlueGroundBeetleLondon

Was für ein Feedback bekommst du von der Internetgemeinde?

Generell ist es immer gutes Feedback. Das Internet ist so ein erstaunliches Medium. Ich kann im Prinzip eine Ausstellung haben, die von jedem gesehen werden kann, der Zugang zum Internet hat; überall auf der Welt.

Durch Facebook konnte ich mich mit gleichgesinnten Menschen verbinden und Ideen austauschen. Selbst die Tatsache, dass ich ein Interview für eine Webseite in Deutschland gebe, ist erstaunlich. Es erlaubt zudem anderen Menschen, sich einzubringen.

Ich beginne zur Zeit damit, Bilder an andere Leute zu schicken, die sie dann in ihrer eigenen Gegend aufhängen.

Es gibt jetzt Bilder in London und in Glasgow und ein paar haben sich auf die Reise nach Nord-Irland gemacht. Es ist schön, weil ich möchte, dass sich Menschen beteiligen und mit dem Projekt interagieren.

HumpbackWhale

Wie wählst Du die Locations für Deine Kunst aus?

Ich wähle urbane Gegenden, weil es in unseren Städten nicht so viele Wildtiere gibt. Sonst gibt es da keine besonderen Kriterien. Wenn es einen Nagel gibt, an dem ich meine Bilder aufhängen kann, dann ist es ein guter Ort.

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Nach welchen Kriterien suchst Du die Tiere und Insekten aus, die Du zeigst?

Sie sind alle gefährdet, bedroht oder in Irland  von besonderer Bedeutung für den Naturschutz. Die meisten von ihnen stehen in Irland unter Artenschutz. Das war ein Grund, warum ich beschlossen habe, sie zu malen.

Mir gefällt die Idee, dass Tiere die vom Aussterben bedroht sind, die man nur ganz selten zu sehen bekommt, plötzlich in den Straßen unserer Städte auftauchen.

GreatYellowBumblebeeGlasgow

Was erwartest Du Dir von Deiner Initiative?

Ich würde mich freuen, wenn die Menschen sich unserer Umwelt bewusster würden und der Auswirkungen, die wir auf andere Spezies und Lebensräume haben. Davon abgesehen habe ich momentan keinerlei Erwartungen und warte ab, wohin es führt. Es wäre schön, wenn meine Arbeiten bekannter würden, denn dann könnte ich meine Bilder dazu verwenden, einige lokale Umweltorganisationen zu unterstützen. Ich möchte nicht wirklich etwas davon für mich selbst. Ich bin glücklich, zu malen und zu wissen, dass jemand meine Werke nimmt und in seinem Zuhause aufhängt. Das ist schön. Auf der Rückseite meiner Bilder habe ich eine kleine Nachricht, die die Leute bittet, mir E-Mails mit Fotos der Bilder in ihren Wohnungen zu schicken, die ich dann wiederum auf Facebook poste. Meine Bilder im Zuhause anderer oder an ihrem Arbeitsplatz zu sehen, ist etwas, dass ich wirklich an diesem Projekt genieße.

Interview: Sabine Peiseler

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