Methane Studios

Smells like Rock‘n‘Roll

Sharpsburg in Georgia (USA) ist sicher nicht die Stadt in der sich Kunst und Kultur blühend entfalten könnten. In dieser, gerade einmal 316 Einwohner zählenden, Kleinstadt gibt es aber tatsächlich eine der gefragtesten Rock-Design und Konzert-Poster-Schmieden Amerikas – die Methane Studios. Robert Lee und Mark McDevitt, die beiden Absolventen des Columbus College of Art & Design, begannen 1998 in einer Garage Konzert-Plakate zu drucken.

Heute werden sie von den Größten der Musik-Industrie angeheuert. In ihrer Kundenkartei finden sich nicht zuletzt Bands wie Wilco, the Dave Matthews Band oder Pearl Jam. Aber nicht nur im Rock-Poster-Business sind die beiden Kreativen tätig. Die Methane Studios sind ein Full-Design-Studio – und so kommen aus Sharpsburg auch hochqualitative CD-Cover, Kaugummiverpackungen und Firmen-Logos. Mark McDevitt stand mir Rede und Antwort.

PianoCut

Wo habt ihr euch getroffen und wo hattet ihr die Idee die Methane Studios zu gründen?

Robert und ich haben uns während der Zeit am College Mitte der Achtziger kennen gelernt und sind seitdem Freunde. Wir sind gleichzeitig von Ohio nach Georgia gezogen und arbeiteten in der T-Shirt-Industrie, die Designs für Nascar und verschiedene Restaurants produziert. Wir brauchten dazu einfach ein künstlerisches Ventil. Zu dieser Zeit war Robert in einer Band und ich wollte zurück zum Siebdruck, was ich viel am College gemacht hatte – also druckte ich ein paar Plakate für seine Band in meiner Garage. Robert lernte den Besitzer der Echo Lounge kennen und wir fingen beide an, Plakate für diesen Club zu produzieren. So begannen wir Poster zu machen.

Was ist die Idee hinter dem Namen „Methane Studios“?

Wir wollten etwas, daß wie ein Versorgungsbetrieb klingt, um mit einer coolen industriellen Metaphorik spielen zu können. Der Geruch der Druckfarben und der flatulierenden Künstler haben ihr Übriges zur Auswahl beigetragen.

Wilco

ELECTRIC-SIXhiIhr habt beide eine Leidenschaft für handgezeichnete Illustrationen. Woher rührt diese und kannst du mir etwas über eure Einflüsse sagen?

Wir haben beide im College im Hauptfach Illustration belegt und mögen es immer noch, Kunst per Hand zu machen. Die meisten unserer Einflüsse stammen aus einer Zeit als noch alle Künstler mit traditionellen Techniken arbeiteten. Als wir das College besuchten, hatten Computer noch keinen großen Einfluss auf die Industrie. Alles war noch oldschool und man mußte wissen wie man alles macht, einschließlich Typographie, Layout und Design. Computer setzten sich dann aber schnell durch und revolutionierten ziemlich fix die Industrie und veränderten die Art und Weise wie die Dinge gemacht wurden. Für eine Weile sah es so aus, als ob jeder sich von handgezeichneten künstlerischen Darstellungen entfernte, und das war eben etwas, was wir wieder verstärkt machen wollten.Ihr habt eine Menge Poster für die Dave Matthews Band entworfen.

Wie kam es zu dieser Kooperation?

Die Merchandise-Firma der Band wurde auf unsere Arbeiten in Paul Grushkins Buch „Art of Modern Rock“ aufmerksam und bat uns ein paar Poster herzustellen. Diese verkauften sich bei den Konzerten sehr gut und die Fans der Band mochten was wir fabriziert hatten – seitdem machen wir bis zum heutigen Tag Plakate für sie.

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Ist es eine Vorraussetzung, daß ihr die Musik oder die Bands mögt für die ihr Poster macht?

Nein, nicht wirklich aber die meisten der Poster machen wir für lokale Clubs, die wir entweder mögen oder die wir schon ein wenig kennen. Dies hilft auch bei der Erstellung eines Konzeptes.

Benutzt ihr auch Computerprogramme für eure Designs? Wie ist der Prozentsatz von Handwerk und Computer im Verhältnis?

Wir benutzen Computer als ein Werkzeug, aber alles fängt mit einer Kritzelei auf einem Stück Papier an. Oft werden die Zeichnungen eingescannt und gerendert. Oder die Kolorierung der Zeichnung wird auf einem eigenen einzelnen Blatt vollzogen wie man es bei Animationen macht, unabhängig voneinander einscannen und dann per Computer zusammenstellen.

Kannst du uns einen Einblick in den Ablauf des Gestaltens geben? Wie wird ein Poster entworfen?

Das Erstellen des Konzeptes ist der schwierigste Teil. Manchmal hat man schnell Ideen oder sie kommen durch eine Reihe von Skizzen mit denen dann die Idee zum Design entwickelt wird, mit dem wir dann arbeiten können. Üblicherweise skizzieren wir eine Menge Ideen und gestalten dann diejenigen aus mit denen sich am Besten arbeiten lässt. Sobald die Skizze abgesegnet ist, rendern wir das Design und fügen die Schrift hinzu, die entweder von Hand oder im Computer entstanden ist – oder aus einer Kombination von beiden.

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Ihr macht nicht nur Konzertposter sondern auch Designarbeiten für die Musikindustrie wie zum Beispiel Plattencover und verschiedene Merchandise-Artikel. Werdet ihr von den Musikern, Promotern oder Plattenlabels angesprochen und dann angestellt oder geht ihr auf eure Lieblingsmusiker zu?

Wir wurden für Arbeiten von den Bands, Promotionsfirmen und Plattenfirmen angeheuert. Wir selber haben uns nicht an viele Bands gewandt, aber das ist es etwas was wir in der Zukunft machen möchten.

Nenne mir die drei wichtigsten Argumente für das Verwenden von Siebdruck bei der Produktion von Plakaten!

1. Es ist eine gute Art und Weise um Aufmerksamkeit für die Band und den Konzert-ort zu erwecken.
2. Die Produktion ist relativ billig und ein gutes Werkzeug für Merchandise.
3. Viele dieser Poster werden mit der Zeit auf dem Sammlermarkt im Wert steigen, das spricht also für eine gute Investition.

Internet:
www.methanestudios.com

 

Das Interview führte Danny Winkler