Heiko Müller

Bird is the Word!

Es gibt nicht viele Künstler hier in Deutschland, die ihre Inspirationen gleichermaßen aus dem Surrealismus und der Comic-Art ziehen und dabei ihr eigenes kleines fantastisches Universum schaffen. Aber es gibt sie. Der Hamburger Maler Heiko Müller ist einer von ihnen. Detailverliebt und präzise sind nicht nur seine Gemälde, auch in seinem grafischen Werk brilliert er mit verspielten und tiefgründigen Bildmotiven. Ich stellte Heiko ein paar essentielle Fragen zu sich, seiner Kunst und dem Drumherum.

heiko-mueller lil throstleEs gibt nicht viele Künstler hier in Deutschland, die ihre Inspirationen gleichermaßen aus dem Surrealismus und der Comic-Art ziehen und dabei ihr eigenes kleines fantastisches Universum schaffen. Aber es gibt sie. Der Hamburger Maler Heiko Müller ist einer von ihnen. Detailverliebt und präzise sind nicht nur seine Gemälde, auch in seinem grafischen Werk brilliert er mit verspielten und tiefgründigen Bildmotiven. Ich stellte Heiko ein paar essentielle Fragen zu sich, seiner Kunst und dem Drumherum.

DAN: Kannst Du mir einen Abriss Deiner künstlerischen Biographie geben?

HEIKO: Ich male, seit ich denken kann, und für mich war schon sehr früh klar, dass ich das auch später mal beruflich machen möchte. Im Studium bin ich dann bei der Kinderbuchillustration gelandet – allerdings gar nicht mal, weil ich so ein großer Kinderbuch-Fan bin, sondern weil ich den Professor gut fand. Da ich aber doch eher eine Neigung zum Düsteren habe, bin ich mit dieser Karriere nicht so weit gekommen. Das Malen habe ich dann erst mal eine Weile an den Nagel gehängt und meine Kunst in den digitalen Bereich verlegt, da ich mein Geld mit Webdesign verdiene. Als ich diese Sachen zum ersten Mal ausstellte (übrigens bei Feinkunst Krüger) und prompt um die 200 Drucke verkaufte, dachte ich: „Hey, wie viele werde ich dann erst in New York los“. Einer der ersten, der dort Interesse zeigte, war Jonathan LeVine, allerdings auch nur, bis er merkte, dass das Photoshop-Arbeiten waren. Daraufhin fing ich wieder mit dem Malen an, und inzwischen bin ich tatsächlich an dem Punkt, wo ich mir wünsche, schneller malen zu können, um allen Ausstellungsanfragen gerecht werden zu können.

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DAN: Auf Deinen Bildern verwendest Du bevorzugt Tiere, im Speziellen Vögel. Hat das eine tiefere Bedeutung?

HEIKO: Schon als Kind habe ich mich an Tierbüchern nie satt sehen können. Bei aller Liebe zum zeichnerischen Detail gingen mir die damaligen Bildbände nie weit genug. Sie waren zu niedlich und beantworteten nicht alle meine Fragen. Was passiert zum Beispiel, wenn ein harmloses Vögelchen sich als kosmische Bedrohung herausstellen sollte? Wie reagieren wir, wenn ein Wellensittich die Apokalypse ankündigt? Nennen wir ihn dann immer noch Butschi?

DAN: Wer hat Dich maßgeblich in und außerhalb der Lowbrow-Welt beeinflußt?

HEIKO: Meine Einflüsse sehe ich eher außerhalb der Lowbrow-Szene. Orthodoxe Ikonen und die alten flämischen Meister wie Bosch, Hohlbein, Brueghel und Petrus Christus sind bei mir ganz weit vorn. Ich halte gern in alten Kirchen Ausschau nach interessanten Bildern, und auch von volkstümlicher Kunst wie Jägermotiven und Schützenfest-Zielscheiben lasse ich mich inspirieren.
Was die Lowbrow-Szene angeht, bin ich ein großer Fan von Gary Baseman, Jeff Soto und vielen weiteren Künstlern. Ich liebe ihre Sachen, würde jetzt aber zögern, sie wirklich als Einfluss zu bezeichnen.

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DAN: Du bist Mitinitiator der „Don‘t Wake Daddy“ Groupshow in der Hamburger Galerie „Feinkunst Krüger“, eine der ersten Lowbrow Groupshows in Deutschland.

HEIKO: Viele Leute haben Hemmungen, wenn es darum geht, einem Künstler zu sagen, wie gut sie sein Werk finden. Mir geht das nicht so. Fast jeder Künstler, dessen Sachen ich mag, bekommt von mir eine E-Mail. Dabei habe ich festgestellt, dass viele meiner Idole sehr umgängliche Typen sind und allen die Idee gefiel, mal in Deutschland auszustellen. Als ich dann im Internet vorsichtig anklingen ließ, dass ich mit dem Gedanken spiele, so eine Gruppenausstellung auf die Beine zu stellen, wurde ich mit Rückmeldungen überhäuft. Ralf Krüger von Feinkunst Krüger, der ebenfalls ein großer Lowbrow-Fan ist, war von der Idee auch begeistert, und wir begannen mit der Organisation. Ich bin mir zwar nicht hundertprozentig sicher, aber ich meine, dass wir sogar die erste Groupshow dieser Art und dieses Umfangs in Europa machen.

DAN: Kannst Du mir etwas über die Organisation „Art Dorks“ erzählen? Du bist, beziehungsweise warst dort Mitglied. „Art Dorks“ gibt es nicht mehr. Warum?

HEIKO: Doch, die gibt’s noch. Das Kollektiv mit seinen 23 Mitgliedern ist noch sehr lebendig und wird im April eine Ausstellung in Brooklyn haben. Allerdings hatte das Portal irgendwann über 5000 Mitglieder und sog dermaßen viele Ressourcen, dass der Provider es praktisch über Nacht platt machte. Das klingt ziemlich brutal, allerdings glaube ich, dass Brendan Danielsson, der Art Dorks Initiator, darüber einigermaßen erleichtert ist. Die Arbeit an der Site hat ihn in den letzten zwei Jahren sehr viel Zeit gekostet, und er freut sich, nun wieder mehr malen zu können. Eine neue Website, die nur die 23 Kollektiv-Mitglieder vorstellt, ist in Arbeit.

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DAN: Es gab letztens in Portland die „Neighborwood“ Gruppenausstellung, wozu du auch ein Werk beigesteuert hast. Kannst Du mir näheres zu dieser Show erzählen?

HEIKO: Im August letzten Jahres lud Mike Burnett seine 60 Lieblingskünstler?aus aller Welt ein, eine 16,5 cm große, von ihm entworfene Figur zu?bearbeiten. Ich war glücklich, zu den 60 Auserwählten zu gehören – Mike Burnetts Sachen finde ich großartig – und sagte sofort zu. Ehrlich gesagt habe ich es aber im nächsten Moment gleich wieder bereut, denn eigentlich hasse ich es, auf?dreidimensionalen Objekten zu malen. Als dann aber nach einigen Monaten die ersten Ergebnisse der anderen Künstler bei flickr auftauchten,?wurde ich blass. Die Qualität der anderen Arbeiten war sehr hoch,?und ich hatte das Gefühl, mir zu wenig Mühe gegeben zu haben.
Ich hatte erst einmal nur einen kleinen Bären aus der Figur gemacht, dann entschloss ich mich, noch eine Umgebung zu entwerfen, und stellte sie in?einen kleinen Wald. Letztlich haben 27 Künstler mitgemacht, und obwohl?jeder die gleiche Skulptur von Mike bekam, ist die Ausstellung?ausgesprochen vielfältig geworden. Auf Juxtapoz.com kann man im?Bereich „Photos“ einige gute Bilder sehen.

DAN: Wie ist Dein Verhältnis zu Ausstellungen? Wann und wo stellst bzw. stelltest Du aus?

HEIKO: Meistens stelle ich bei Feinkunst Krüger aus. Ralf ist ein Galerist, der mit Herz und? Seele dabei ist, und seine Eröffnungen sind immer großartige Parties. Ich?freue mich schon auf meine Einzelausstellung bei ihm in Februar 2008.?Dieses Jahr stelle ich hauptsächlich mit meinen Art Dorks Freunden?aus: in NYC, LA und in Phoenix. Ich werde versuchen, nach New York zu?fahren, und freue mich schon darauf, Leute wie Brendan Danielsson,?Travis Louie und Chris Ryniak zu treffen.
Das heißt also vor allem, dass meine Ausstellungen bislang noch den Charakter von Feiern mit guten Freunden haben. Solange das noch so bleibt, muss ich mir keine großen Gedanken über mein Verhältnis zu Ausstellungen machen. Ich habe ein bisschen das Gefühl, die Sache könnte unangenehmer werden, wenn man das Spekulationsobjekt renommierter Sammler ist. Auf der eigenen Ausstellung wie ein Vorzeigeobjekt auf dem Tablett herumgereicht zu werden, wäre für mich doch eher eine Qual als eine Party.

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DAN: Die Lowbrow-Kunstbewegung ist in den USA zu einem recht großen und wichtigen Movement avanciert. Glaubst Du, dass dies hier in Europa einen ähnlichen Weg nimmt?

HEIKO: Ich bin da eher skeptisch. Ich denke, die Lowbrow-Bewegung ist dafür zu sehr in amerikanischen Traditionen verwurzelt. Artverwandte Bewegungen wie zum Beispiel Hot Rods oder Tiki, die schon vor Lowbrow in den USA eine große Anhängerschaft fanden, haben sich in Deutschland nie richtig durchsetzen können. Selbst Tattoo und ansatzweise auch Rock Art haben sich in Deutschland eher als Kunst der Unterprivilegierten festgesetzt. Eine Chance in Deutschland sehe ich für Künstler mit Wurzeln in der HipHop-Szene wie zum Beispiel Jeff Soto oder Doze Green. HipHop hat sich mittlerweile so sehr als weltumspannende Kunstform etabliert, dass ich für Lowbrow mit seiner Affinität zu Character Design, Graffiti und Urban Vinyl hier einen Weg sehe. Denn die HipHop-Kids von heute mit ihren Kollektionen von Urban Vinyl Figures sind ja eigentlich schon Kunstsammler, ohne es zu wissen.

Internet: www.heikomueller.de

Das Interview führte Danny Winkler

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